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Meine Einsamkeit in der Führungsrolle

Der einsame Weg und ein paar Tipps dagegen



Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern: Meine erste Führungsrolle. Ich war aufgeregt und stolz aber hatte auch viele Fragen zum Start als Teamleiterin – doch was ich nicht erwartet hatte, war die Einsamkeit, die mir das gebracht hat.


Der Einstieg im Rahmen einer klassischen Re-Orga war nicht ideal, weil die interne Kommunikation dazu katastrophal war und das haben alle in neuen Führungsrollen zu spüren bekommen.


Aber neben dem generellem offenen Frust, wurde mir insbesondere von den Teammitgliedern die Kompetenz abgesprochen sowohl zu den Fachthemen als auch zur Führungsrolle. Eine junge Frau ohne Kompetenz in einer Führungsrolle in einem männlichen Umfeld - was soll das? Und ich war jetzt "auf der anderen Seite". Auf der dunklen Seite. Den Mächtigen. Die da oben.


Ich hab nicht mehr dazugehört und das hat man mich spüren lassen. Jeden Tag, in jedem Meeting, in jedem Gespräch.


Eine sehr harte Zeit. Ich hatte erstmal Verständnis, hab oft das Gespräch gesucht und wollte eine offene Diskussionskultur und vor allem gemeinsam mit dem Team was erreichen. Und ganz sicher hab ich dabei Fehler gemacht. Nur leider hatte ich in dem Umfeld keinen Toleranzbereich für Fehler.


Den Weg aus der Einsamkeit in der Führungsrolle habe ich erst mit dem internen "Management Qualifizierungs Programm" bekommen. Hier habe ich ein neues "Team" in den anderen Teamleiter:innen gefunden zum Austausch und zur Beratung. Zusätzlich gab es hier tolle externe Coaches, die mir geholfen haben, besser zu agieren und zu erkennen, woran ich bei mir arbeiten kann. Aber eben auch, was nicht meine Baustellen und Fehler sind, sondern bei den Kolleg:innen liegt.

Das Programm hat mir auch viele Anlässe gegeben mich mehr mit meiner Abteilungsleiterin auszutauschen. Sie war für mich in der Zeit eine große Stütze und ist bis heute eine gute Freundin. Ohne sie hätte ich damals viel mehr an mir gezweifelt und sehr wahrscheinlich gekündigt.


Heute sage ich: das Team und ich als Teamleiterin hatten nie eine Chance.


Viele Führungsfehler haben dazu geführt, dass wir gemeinsam nur scheitern konnten. Gut gemeint, war nicht gut gemacht aber ich hab unglaublich viel daraus gelernt für meine späteren Rollen als Agile Coach, Organisationsentwicklerin und Führungskraft.


Real Talk: es kann ein sehr einsamer harter Weg und Umstieg sein in eine Führungsrolle zu wechseln (egal ob fachliche oder disziplinarische Verantwortung).


Aber es geht auch anders und ich teile gern meine Gedanken, die mir persönlich geholfen haben beim ersten und allen folgenden Karriereschritten – und die auch dir helfen können, wenn du dich in deiner Führungsrolle einsam fühlst.


Wege & Tipps aus der Einsamkeit in der Führungsrolle:


Netzwerke aufbauen: 

Suche den Anschluss an Gleichgesinnte. Vernetze dich mit anderen Führungskräften, zum Beispiel durch unternehmensinterne Netzwerktreffen oder branchenspezifische Communities. Gerade als Frau kann ein Frauennetzwerk wertvoll sein, um Erfahrungen auszutauschen und Unterstützung zu finden. In einem starken Netzwerk merkst du schnell, dass du mit deinen Herausforderungen nicht alleine bist. (Echt Mädels - mehr Zusammenarbeit statt Konkurrenz!)


Sparringspartner:innen suchen: 

Finde eine Person, mit der du dich offen austauschen kannst – idealerweise jemand in ähnlicher Position, entweder in deinem Unternehmen oder extern. Eine Sparringspartnerin ist wie ein vertrauter Coach auf Augenhöhe: Ihr könnt euch gegenseitig von euren Erfahrungen berichten, euch Rat geben und auch mal Dampf ablassen. Dieses vertrauliche Ventil hilft enorm, die eigenen Unsicherheiten zu relativieren und neue Perspektiven zu gewinnen.


Mentoring nutzen: 

Mentor:innen sind Menschen, die den Weg, den du gehst, schon gegangen sind. Scheue dich nicht, eine erfahrene Führungskraft um Mentoring zu bitten. Eine Mentorin kann dir nicht nur fachlichen Rat geben, sondern auch die emotionalen Höhen und Tiefen einer Führungsrolle nachvollziehen. Besonders für Frauen gibt es inzwischen viele Mentoring-Programme, die darauf abzielen, den Austausch und die Unterstützung in der Führung zu stärken. Nutze diese Angebote – aus meiner Erfahrung sind sie Gold wert.


Kollegiale Beratung: 

Wenn dein Unternehmen es anbietet, nimm an Formaten wie kollegialer Fallberatung oder Peer-Coaching-Runden teil. Dabei kommen Führungskräfte aus unterschiedlichen Bereichen zusammen, um in vertrauensvoller Runde über ihre Herausforderungen zu sprechen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. In solch einem Rahmen habe ich gelernt, dass auch andere mit ähnlichen Problemen ringen. Das nimmt dem eigenen Problem die Einzigartigkeit und schafft ein Gefühl von Zusammenhalt. Falls es so etwas bei dir nicht gibt, könntest du selbst die Initiative ergreifen und informell mit ein paar anderen neuen Führungskräften eine Austauschgruppe ins Leben rufen.


Eigene Initiativen ergreifen: 

Warte nicht passiv darauf, dass die Einsamkeit vergeht – werde selbst aktiv. Sprich zum Beispiel andere Teamleiterinnen im Unternehmen an und schlage einen regelmäßigen informellen Austausch vor, sei es beim Mittagessen oder in einer lockeren Kaffee-Runde. Auch mit deinem eigenen Team kannst du neue Wege gehen: Zeige menschliche Seite, ohne deine Rolle aufzugeben – etwa durch gemeinsame Aktivitäten oder indem du offen um Feedback bittest aber es auch gibst. Durch solche Initiativen baust du Brücken: zu Kolleginnen auf deiner Ebene und zu deinen Mitarbeitenden. Mit jeder kleinen Aktion nimmst du der Führungsrolle etwas von ihrem Schrecken und schaffst dir selbst ein unterstützendes Umfeld.


Schlusswort: Führungskräfte sind keine Feinde


Am Ende dieser Reise steht für mich eine wichtige Erkenntnis – eine Botschaft an alle Kolleg:innen: Führungskräfte sind keine Feinde, sondern Menschen, die Verantwortung übernehmen. Sie haben andere Aufgaben aber das gleiche Ziel.


Hinter dem Titel Teamleiterin steckte immer noch ich, mit meinen Stärken und Schwächen, Hoffnungen und Sorgen. Ein offenes Wort, ein gemeinsames Lachen oder ein Vertrauensvorschuss von meinen Kolleg:innen hätten mir damals viel bedeutet. Genauso habe ich gelernt, auf mein Team zuzugehen und um Verständnis zu bitten. Echte Zusammenarbeit entsteht, wenn wir einander offen uns respektvoll begegnen. 


Neue Führungskräfte brauchen Unterstützung statt Ausgrenzung – denn am Ende wollen und können wir nur gemeinsam erfolgreich sein. Niemand sollte auf seinem Weg allein sein müssen.


Hast du schon ähnliche Erfahrungen gemacht und was war deine Lösung?

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